Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Es sind die Menschen, die sich am meisten Sorgen machen. In diesen Tagen flattern neue Krankenversicherungspolicen in die Haushalte. Für viele ein Schock, denn es wird noch teurer – durchschnittlich 6,6 Prozent. Basler schneiden besser ab, obwohl ihre Prämien ebenfalls um fast vier Prozent steigen. Aber die Neuenburger müssen mit knapp zehn Prozent rechnen. Kein Wunder, dass die Kosten der Gesundheitsversorgung die Hauptsorge der Bevölkerung sind. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag des Krankenkassenverbands Santésuisse.
Versicherungsprämien schmerzen mehr als Energiekosten
Auf die Frage, welche Kosten ihnen am meisten Kopfzerbrechen bereiteten, nannten 59 % der Befragten Versicherungsprämien und 41 % Energiekosten. Zum Teil war die Antwort so eindeutig, weil die Umfrage kurz nach der Bekanntgabe der Prämien für das kommende Jahr durch Gesundheitsminister Alain Berset (50) begann. Aber auch, schreibt Sotomo, weil die Gesundheitskosten weiter steigen dürften, während die Energiekosten als Folge des Krieges in der Ukraine als vorübergehend gelten. Vor diesem Hintergrund sieht eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent dringenden prämienpolitischen Handlungsbedarf. Bei den Strompreisen ist es nur jeder Zweite und nur ein Drittel will bei den Brennstoffkosten ansetzen.
Klare Mehrheit, um Kosten zu sparen
Inzwischen ist der Druck auf die Prämien so groß, dass sie Maßnahmen favorisieren, die in der Vergangenheit stark abgelehnt wurden. „Es gibt klare Mehrheiten für Kosteneinsparungen“, sagt Sotomo-Chef Michael Hermann (51). Am beliebtesten war mit 94 % die Idee, dass Ärzte und Apotheker statt teurer Markenmedikamente nur noch günstigere Generika verkaufen sollten. 88 Prozent wollen, dass Ärzte, die immer wieder durch hohe Rechnungen aufgefallen sind, von der Finanzierung der Grundversorgung ausgeschlossen werden, was faktisch das Ende der freien Arztwahl bedeuten würde. Aber das scheint ohnehin passé: 71 Prozent der Befragten befürworten, dass Patienten zuerst ihren Hausarzt oder das gleiche Ärztenetzwerk aufsuchen müssen. Vor zehn Jahren war das noch undenkbar: Damals stimmten fast 69 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gegen die sogenannte Pflegemanagementreform, die genau das bewirkte. „Aus der Abstimmung ist viel geworden“, sagt Hermann. Das erkennen Sie daran, dass sich heute 75 Prozent aller Versicherten für ein Hausarzt- oder HMO-Modell entscheiden. “Eine solche Abstimmung würde jetzt wohl anders ausfallen.” Die Telemedizin hat es schwer Sind die Menschen bereit, wegen steigender Prämien auf die freie Arztwahl zu verzichten? Es ist nicht so leicht. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit ihrem Versicherungsmodell seien, zeigten sich diejenigen am zufriedensten, die eine freie Arztwahl im Vertrag hatten. 53 Prozent bezeichnen sich mit diesem Modell als sehr zufrieden. Das Hausarztmodell erreicht nur 38 Prozent. HMO-Modelle schneiden besser ab. Dahinter stehen Gemeinschaftspraxen und Ärztenetzwerke. Beeindruckend auch: Die Telemedizin, bei der man zunächst digital oder per Telefon mit Ärzten kommuniziert, tut sich noch schwer. Die meisten, die sich für dieses Versicherungsmodell entschieden haben, sind zufrieden. Aber der Anteil derer, die etwas oder sehr unzufrieden sind, ist 15 Prozent höher als bei den anderen Modellen. Sind die Menschen bereit, wegen steigender Prämien auf die freie Arztwahl zu verzichten? Es ist nicht so leicht. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit ihrem Versicherungsmodell seien, zeigten sich diejenigen am zufriedensten, die eine freie Arztwahl im Vertrag hatten. 53 Prozent bezeichnen sich mit diesem Modell als sehr zufrieden. Das Hausarztmodell erreicht nur 38 Prozent. HMO-Modelle schneiden besser ab. Dahinter stehen Gemeinschaftspraxen und Ärztenetzwerke. Beeindruckend auch: Die Telemedizin, bei der man zunächst digital oder per Telefon mit Ärzten kommuniziert, tut sich noch schwer. Die meisten, die sich für dieses Versicherungsmodell entschieden haben, sind zufrieden. Aber der Anteil derer, die etwas oder sehr unzufrieden sind, ist 15 Prozent höher als bei den anderen Modellen. Mehr zu Krankenkassenprämien und Gesundheitskosten
Almosen bluten besonders die Armen
Geringverdiener leiden besonders stark unter den Prämien. Anders verhält es sich bei Haushalten mit einem Einkommen von mehr als 10’000 Franken im Monat. Sie machen sich mehr Sorgen um die Energiepreise. Kein Wunder: Während die Krankenkassenprämien pro Kopf berechnet werden – also alle gleich viel zahlen müssen, egal wie viel sie verdienen –, hängen die Energiekosten vom Verbrauch ab. Gutverdiener wohnen in größeren Wohnungen oder Häusern, Energiekosten fallen also stärker ins Gewicht. Es verwundert auch nicht, dass 80 Prozent der wohlhabenden Haushalte nicht davon ausgehen, dass sie die Krankenkassenprämien finanziell kürzen müssen. Das genaue Gegenteil von Personen, die in Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 4000 Franken leben: 81 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass sie sich ihren gewohnten Lebensstandard in Zukunft nicht mehr leisten können. Aber auch mittelständische Unternehmen bereiten sich darauf vor, den Gürtel enger zu schnallen.
An einem Ort lagern, an dem die Qualität nicht beeinträchtigt wird
Eine deutliche Mehrheit spricht sich dabei für eine Verlängerung der Versicherungsprämiensenkungen aus. 64 Prozent wollen, dass der Zuschuss erhöht wird und mehr Menschen davon profitieren. 66 Prozent wollen, dass die Voraussetzungen für eine Prämienverbilligung schweizweit vereinheitlicht werden. Heute gibt es 26 verschiedene Systeme. Für Auftraggeberin Santésuisse ist die Kernaussage der Studie klar: «Die Grundversicherung darf nicht immer mit neuen Leistungen belastet werden», sagt Chefökonom Christoph Kilchenmann (49). Stattdessen, so zeigt die Forschung, sollten ineffiziente Dienste eliminiert werden. „Die Politik muss das ernst nehmen und wo möglich sparen, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Zum Beispiel bei Medikamenten, für die in der Schweiz viel höhere Preise bezahlt werden als im Ausland.’