Auch für das damalige AKH Wien war es eine Premiere, gleichzeitig aber auch eine Herausforderung: Alles rund um den Großeinsatz wurde vom Generalstab geplant. Ein Team von 40 Ärzten, Krankenschwestern und Spezialisten nahm an der Geburt teil, die ursprünglich für ein oder zwei Wochen später geplant war.
Elf Wochen zu früh
Doch weil es der Mutter plötzlich schlecht ging, entschied sich das Ärzteteam für einen sofortigen Kaiserschnitt – mit 29 Schwangerschaftswochen elf Wochen zu früh. Doch der Körper der 26-jährigen Mutter hätte der Belastung nicht mehr lange standhalten können, erklärte der behandelnde Arzt Martin Langer: „Das zeigt auch die hohe körperliche Belastung, die eine Mehrlingsschwangerschaft für den Körper der Mutter bedeutet.“ Allgemeines Krankenhausinformationszentrum Die Geburt der Fünflinge war auch für die 40 Ärzte, Pflegekräfte und Fachärzte eine Herausforderung Doch wenige Stunden später – in einem emotionalen Ausnahmezustand – war das alles vergessen. Die sechsjährige Ayse hatte auf einen Schlag fünf Schwestern. „Den fünf Babys geht es sehr gut, ebenso der Mutter“, sagte Peter Husslein, Leiter der Frauenklinik am AKH Wien. Das kleinste Baby war 36 cm groß, das größte 40 cm. Und jedes Kind wog ungefähr 1.000 Gramm.
Das Problem
Nach der Geburt wurde jedem Baby ein eigenes Team unter der Leitung eines leitenden Arztes zugeteilt. Sie hatten immer noch Schwierigkeiten, selbstständig zu atmen, sagte der leitende Kinderarzt des AKH, Arnold Pollak: „Sie haben alle ein gewisses Maß an Atemproblemen, aber sie werden an einem Beatmungsgerät ohne mechanische Beatmung versorgt.“ Die Fünflinge mussten nicht künstlich beatmet werden. Die folgenden zwei Wochen seien “kritisch”, fügte der Kinderarzt hinzu. Zunächst muss überprüft werden, ob alle Kinder über die Plazenta ausreichend ernährt wurden und die Blutversorgung der Organe und des Gehirns intakt ist. Allerdings gab es zwei “Positive”: Erstens, dass es nur Mädchen seien, “es ist einfach besser”. Zweitens waren die Gewichtsunterschiede nicht so groß. AKH Informationszentrum Die fünf Mädchen wogen nach der Geburt nur 1.000 Gramm So sprachen Ärzte schon kurz nach der Geburt von medizinischer Sensation. Ab 1990 gab es in Österreich nur noch Fünflinge, von denen nur drei Mädchen überlebten. Jetzt konnten erstmals in Österreich alle überleben. Die Geburt der Quintuplets wurde auch zu einem großen Medienereignis. Die Station wurde von Sicherheitskräften gesichert.
„stark geschockt“
Als die 26-jährige Erzieherin 2010 zum zweiten Mal schwanger wurde, dachte das Paar glücklich an ein zweites Kind. Fünf auf einen Streich, „die Nachricht hat uns sehr erschüttert“, erinnert sich der Vater. Ärzte hatten ausdrücklich vor der Schwangerschaft von fünf Kindern gewarnt. „Sie haben uns empfohlen, die Anzahl der Embryonen zu reduzieren, aber welches der fünf Herzen, die bereits begonnen hatten, hätten wir töten sollen?“ Deshalb sei dem Paar „von Anfang an klar gewesen, dass wir das Ganze bis zum Ende durchziehen, weil es sich einfach so ergeben hat. Ich kann als Mann nicht sagen, Gott, du hast uns falsch verstanden, wir wollten nur ein oder zwei Kinder, wir werden deinen Fehler jetzt korrigieren, wir konnten das nicht akzeptieren.’ APA/Anniev Kosta Vier Wochen lang mussten die Fünflinge im Atomkraftwerk von Ärzten betreut werden Die Mädchen mussten einen Monat im AKH bleiben und wurden dann ins Landeskrankenhaus Mistelbach verlegt. Die Ärzteteams beider Krankenhäuser waren mit dem Gesundheitszustand mehr als zufrieden. „Es ist natürlich eine medizinische Sensation, hier Fünflinge zu haben“, sagte Jutta Falger, Oberärztin für Kinderheilkunde am Landesklinikum Mistelbach im Gespräch mit noe.ORF.at.
“Das Schlimmste ist vorbei”
Während die fünf Mädchen nach der Geburt gerade einmal ein Kilogramm wogen, waren es vier Wochen später bereits zwischen zweieinhalb Kilogramm. „Soweit wir das beurteilen können, ist das Schlimmste schon lange vorbei und es sind keine Probleme zu erwarten“, fügte Kinderarzt Pollak hinzu. Die Babys konnten bereits ohne technische Hilfe essen. Und laut Ärzten zeigten die fünf Mädchen bereits erste charakterliche Unterschiede. “Es ist ein Geschenk Gottes und alle sind gesund. Man kann nur hoffen, dass alles beim Alten bleibt“, sagte der Vater stolz und bedankte sich bei allen beteiligten Ärzten und Pflegern.
Diskussion über Hightech-Medizin
Die Schwangerschaft von fünf war kein Zufall. Nach der Geburt einer Tochter sechs Jahre zuvor hatte das Paar eine weitere erfolgreiche Schwangerschaft bestritten. Die Frau erlitt mehrere Fehlgeburten. Am Ende entschied sich das Paar für eine hormonelle Stimulation. So löste der Familien-Babyboom auch Debatten über die ethischen Grundsätze der Hightech-Medizin aus. APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert Die Schwangerschaft der fünf Kinder hat auch eine heftige Debatte über die Ethik der Hightech-Medizin ausgelöst Weil die moderne Reproduktionsmedizin offenbar immer mehr solche Fälle „produziert“, erklärte damals Peter Husslein, Leiter der Universitätsfrauenklinik in Wien: „Natürlich handelt es sich nicht um eine ‚spontane‘ Fünflingsschwangerschaft. Das ist ein Versagen der Reproduktionsmedizin.“ Entweder werden im internationalen Vergleich zu viele Embryonen verwendet, oder es wird eine natürliche Befruchtung akzeptiert, wenn zu viele Eizellen produziert wurden.
Erhöhtes Risiko bei Mehrlingsschwangerschaften
Das Problem: Mehrlingsschwangerschaften sind immer mit Frühgeburten und einem erhöhten Komplikationsrisiko verbunden. Die moderne Neonatologie hingegen bietet deutlich bessere Überlebenschancen – mit einem enormen Aufwand an medizinischer Intensivpflege inklusive Entsendung von Personal. Dies scheint mittlerweile die Möglichkeiten hochspezialisierter Einrichtungen wie des AKH Wien zunehmend zu übersteigen. Österreich
100 Jahre Niederösterreich
Experten in Österreich plädierten daher dafür, die Zahl der eingepflanzten Embryonen bei IVF-Behandlungen zu begrenzen. Ein ähnlicher Ansatz könnte bei Hormonbehandlungen zur Steigerung der weiblichen Fruchtbarkeit verfolgt werden. Doch die Eltern der Fünflinge wollten nicht diskutieren und nicht „Gott spielen“, wie der Vater sagte. Sie wollten nur, dass Gott entscheidet.
24 Stunden Betreuung
Zuhause angekommen, war jeder Tag für die frischgebackenen Eltern wie eine 24-Stunden-Schicht auf der Entbindungsstation: mehr als 30 Windelwechsel, zweieinhalb Päckchen Babynahrung, bis zu acht Flaschen pro Kind und nur wenige Stunden des Schlafes: „Eigentlich weint einer von ihnen immer vor den Babys, aber die anderen vier lachen. Und alle sind gesund, das ist das Wichtigste.” Neun Wochen nach der Geburt durften sie das Krankenhaus verlassen. „Natürlich schlafe ich weniger als früher. Wir müssen nachts alle drei Stunden aufstehen, aber das ist okay.“ Das Wichtigste ist, dass die ganze Familie mithilft. Sogar die Großeltern standen nachts auf, wenn es nötig war. “Hoffentlich schlafen Babys ab 6 Monaten die Nacht durch – so lange ist es nicht mehr.”
Versandnachricht
“Radio Niederösterreich am Nachmittag”, 7. November 2022 Als Frühgeborene wurden die Fünflinge medikamentös behandelt und überwacht. Sie werden eine enge Beziehung zu Ärzten aufbauen, weil sie sich bis zu ihrem sechsten Lebensjahr um sie kümmern, sagt Kinderarzt Pollak, der von der “enormen psychischen und sozioökonomischen Belastung” spricht. 1.500 Euro gibt die Familie monatlich für Windeln und Babynahrung aus. Ich mache Überstunden“, sagte der Vater gegenüber „Austria“.
Besondere Namen
Wie haben Sie die Mädchennamen ausgewählt? Alle in der Familie machten Vorschläge und stimmten dann ab. Alle Mädchen haben den gleichen zweiten Vornamen: „Nur“ – was so viel wie „Heiliges Licht“ bedeutet. Jeder Name hat auch eine besondere Bedeutung – von Feyza („sehr rein“) bis Meryem („jungfräuliche Mutter“). „Wir sagen oft nur Nummer 1 oder Nummer 3, das ist einfacher.“ Da dachte der Vater schon an die Zukunft: „Ich wünsche den Kindern wirklich eine gute Ausbildung und viel Gesundheit. Wir werden überrascht sein, was uns erwartet.” Übrigens: Großeltern hätten auf jeden Fall gerne Enkel. “Aber jetzt reicht einmal.”