ÖÖ. „Viele Unternehmen in Oberösterreich stehen derzeit vor großen Herausforderungen: Hohe Energiepreise, Lieferkettenprobleme und Konsumzurückhaltung zwingen manche Unternehmen mittlerweile in die roten Zahlen und gefährden mitunter die Unternehmensexistenz und damit viele Arbeitsplätze. Diese traurige Situation wird durch den akuten Fach- und Arbeitskräftemangel weiter verschärft. Es gäbe ein Paket von Gegenmaßnahmen, die auch schnell greifen würden“, fordert WKOÖ-Präsidentin Doris Hamer erneut gezielte Initiativen der Bundesregierung.

Attraktivere Rahmenbedingungen sind gefragt

Die WKO OÖ hat konkrete Potenzialgruppen benannt, aus denen zusätzliche Mitarbeiter rekrutiert werden können. Noch gibt es „freie Reserven“ bei Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitslosen, Jugendlichen und Rentnern. Neben der Integration neuer zusätzlicher Arbeitskräfte sollten wir das Potenzial bereits beschäftigter Arbeitskräfte nicht übersehen: Erfahrungsgemäß können und wollen viele mehr arbeiten – wenn es sich rechnet, so Hummer. Das österreichische Steuerrecht in seiner jetzigen Form verhindert jedoch häufig solche freiwilligen Überstunden, was den Fachkräfte- und Arbeitermangel zumindest etwas mildern würde. „Deshalb müssen freiwillige Überstunden künftig deutlich mehr netto als brutto hinterlassen“, fordert Hummer neue Anreize für die Leistungsbereitschaft der Menschen.

Förderung der Sondereinwanderung

Auch die Industriesektion der WKOÖ fordert mehr Fachkräftezuwanderung. Präsident Erich Frommwald: „Mit der Novellierung der Rot-Weiß-Rot Karte wurden schnelle, praktische und bedarfsorientierte Maßnahmen ergriffen, um den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel insbesondere im Bereich der Grund- und Fachkräftemangel zu lindern von Berufen. Offen bleibt jedoch die Voraussetzung, erwachsene Lehrlinge aus Drittstaaten in Österreich beschäftigen zu dürfen.’

Vorschläge zur Aufstockung der Belegschaft

Die Forderungen der Wirtschaft werden durch eine Studie der Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft LeitnerLeitner gestützt. Gesellschafter Thomas Kiesenhofer: „Wir sehen insgesamt sechs Ansatzpunkte, um schnell viel mehr Menschen für eine Beschäftigung zu gewinnen.“

  1. Steuerabzug für Pflegekosten: Der Wunsch nach längeren Arbeitszeiten sollte nicht durch hohe Kosten für die Kinderbetreuung konterkariert werden.
  2. Zuverdienstgrenze für das Kinderbetreuungsgeld: Höhere Zuverdienstgrenzen für den Bezug von Kinderbetreuungsgeld könnten einen früheren Berufseinstieg ermöglichen.
  3. Wegfall der Möglichkeit, neben dem Bezug von Arbeitslosengeld einen Nebenverdienst zu erzielen: Mehr Nettoeinkommen durch Arbeitslosengeld und Teilzeitarbeit erwirtschaften zu können, verlängert die Arbeitslosigkeit und reduziert das Erwerbspersonenpotenzial.
  4. Keine weiteren Rentenbeiträge bei Pensionierung: Wer während des Rentenbezugs weiterarbeitet, muss keine Rentenversicherungsbeiträge zahlen.
  5. Rentnerzulage für Erwerbstätigkeit neben der Rente: Härter zu arbeiten muss sich lohnen. Der Rentnerfreibetrag verhindert Nachzahlungen bei der Steuererklärung.
  6. Steuervergünstigungen für Überstunden und Erweiterung der Liste der „qualifizierten“ Überstunden: Mehrleistung soll belohnt werden. Durch die Verdoppelung der Überstundenabsetzbarkeit von 10 auf 20 pro Monat gibt es mehr Netto als Brutto für Überstunden.