Neue Reformen: Acht Stunden ausserhalb der Zelle und Besuche in der Nacht – so sieht Untersuchungshaft in Zürich aus

«Innen so offen wie möglich, aussen so geschlossen wie nötig»: Unter diesem Motto gestaltet der Kanton Zürich die Untersuchungshaft neu. 1/5 «Ohne unnötige Einschränkungen»: Der Kanton Zürich hat die Untersuchungshaft für mehrere Jahre reformiert. 20 Minuten/Anna Bila „Wir wollen den durch die Inhaftierung verursachten Schaden so weit wie möglich vermeiden“, sagte Chief Justice Jacqueline Fair gegenüber den Medien. 20 Minuten/Anna Bila Statt einer Stunde können die Gefangenen jetzt acht Stunden am Tag außerhalb ihrer Zelle verbringen. 20 Minuten/Anna Bila Die Untersuchungshaftreform ist ein landesweites Thema, auch im Kanton Zürich. Wie Justizdirektorin Jacqueline Fehr am Montag gegenüber den Medien der Justizvollzugsanstalt Pfäffikon sagte, kämpft sie seit Jahren für grundlegende Verbesserungen in der Untersuchungshaft. Auslöser war ein Erlebnis im Jahr 2015 in einer Haftanstalt. Bei einem Besuch an einem heißen Sommertag stellte er fest, dass die Häftlinge nur einmal pro Woche duschen durften. Daraufhin ordnete er umfassende Reformen der Haftbedingungen an. Seitdem wurden Anstrengungen unternommen, um einerseits den Zweck der vorübergehenden Inhaftierung zu schützen und andererseits Inhaftierten keine unnötigen Beschränkungen aufzuerlegen. „Eine Festnahme hat erhebliche Auswirkungen auf die Betroffenen – sowohl auf ihre Lebensumstände als auch auf ihr psychisches Wohlbefinden. Wir versuchen, diese Auswirkungen anzugehen“, sagt Fehr. “Wir wollen Haftungsschäden möglichst vermeiden.”

Acht Stunden aus der Zelle

Aus diesem Grund hat die Wiedereingliederung in die Gesellschaft im gesamten Strafvollzugssystem Priorität. Mirjam Schlup, Chefin von Juwe, erläuterte die neuen Maßnahmen. So können sich Inhaftierte nun für bis zu acht Stunden statt wie bisher für eine Stunde aus der Zelle bewegen. Der Gruppenarrest ermöglicht den Gefangenen, ihren Tag freier zu gestalten und so ihre soziale Kompetenz und Selbständigkeit zu bewahren. Neben der traditionellen Beschäftigung wie der Arbeit können Insassen auch am Unterricht in der Schule teilnehmen. Auch der Besuchsdienst wurde reformiert. Während früher Besuche von Verwandten oder Bekannten nur während der Bürozeiten möglich waren, ist dies nun auch abends und am Wochenende möglich. Die Videotelefonie soll den Gefangenen auch zusätzliche Unterstützung bieten, um konstruktive Beziehungen zu Menschen außerhalb der Gefängnismauern zu pflegen. «Das neutralisiert die negativen Folgen des Freiheitsentzugs, mindert den Haftschock und erleichtert die Wiedereingliederung», sagt Roland Zurkirchen, Direktor der Präventiven Justizvollzugsanstalten des Kantons Zürich. “Das Setting ist so offen wie möglich und so geschlossen, wie es die Ermittlungssituation erfordert.”

Mehr Anpassung

Die Reform der Untersuchungshaft ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Nächstes Jahr wird im Gefängnis Zürich-West die Untersuchungshaft eingeführt. Zudem wird in den kommenden Jahren die Infrastruktur mehrerer Zürcher Justizvollzugsanstalten modernisiert. Wie Jacqueline Fehr gegenüber 20 Minuten sagte, ist Personalisierung im Buchungsbereich wichtig. „In Zukunft wird es noch mehr unsere Pflicht sein, den Menschen zu begleiten. So können wir das Ziel eines kriminalitätsfreien Lebens nach der Entlassung noch besser erreichen.”

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