Der frühere Fifa-Chef Sepp Blatter sagt, es sei ein Fehler gewesen, die WM an Katar zu vergeben. Die Wahlen seien “schlecht” gewesen, sagt der ehemals mächtigste Mann des Weltfußballs in einem Interview. Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter kritisiert die Vergabe der WM in Katar. “Die Wahl von Katar war falsch”, sagte Blatter in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen. “Das Land ist zu klein, dafür sind Fußball und WM zu groß”, sagte Blatter. Es war eine schlechte Wahl. „Und dafür war ich damals als Präsident verantwortlich“, sagte der ehemalige Fußballfunktionär, der sich bei der WM 2010 auf die Seite der USA stellte, nicht auf die Seite des Emirats. Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter vor der Bundesanwaltschaft in Zürich. (9. August 2021) Bild: Keystone/Walter Bieri
Ursprünglich wollte das Exekutivkomitee die WM 2018 an Russland und die WM 2022 an die USA vergeben. “Es wäre eine Geste des Friedens gewesen, wenn die beiden politischen Rivalen die Weltmeisterschaft direkt hintereinander ausgerichtet hätten”, sagte Blatter. Dann gingen wichtige Stimmen nach Katar. Blatter – damals der mächtigste Mann im Weltfußball – macht den damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini verantwortlich, der sich kurz vor der Wahl auf Drängen des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf die Seite Katars gestellt hatte. Damit kam Amerika als Austragungsort nicht mehr in Frage. Er freue sich, dass kurz vor Beginn der WM bis auf wenige Ausnahmen kein Fussballer die Spiele boykottiere, sagte Blatter.

“Kein Freispruch zweiten Grades”

Sein Freispruch vom Betrug vor dem Bundesstrafgericht im Juli ist für den ehemaligen Fifa-Präsidenten klar: «Es war kein Freispruch zweiten Grades.» Blatter und Platini waren von der Bundesanwaltschaft wegen Betrugs und Fälschung angeklagt worden. Dem Schweizer Blatter wurde zudem Unterschlagung und unredliche Geschäftsführung vorgeworfen, dem Franzosen Platini Mittäterschaft. Im Oktober legte die Bundesanwaltschaft jedoch letzte Revision gegen die Freisprüche im Prozess gegen die beiden ein. Er beantragte beim Berufungsgericht die vollständige Aufhebung der erstinstanzlichen Entscheidung. Dass nur die Bundesanwaltschaft und nicht die Fifa Anfang Juli gegen den Entscheid des Bundesstrafgerichts Berufung eingelegt hat, wertet Blatter nicht als Zeichen des Friedens. “Im Gegenteil! Infantino geht mir aus dem Weg”, sagte Blatter über den jetzigen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino. Auch der weitere Verlauf der Krise sei nicht nachvollziehbar, alles sei transparent. “Das Gericht entschied, dass der Betrag von zwei Millionen eine zulässige Abfindung für die Leistungen sei der FIFA von Michel Platini angeboten”.

Blatter: Die USA haben Ermittlungen eingeleitet

Dass es zu Ermittlungen kam, war laut Blatter Ressentiments im Ausland geschuldet. “Die Amerikaner, mit denen die Bundesanwaltschaft kooperierte, waren sauer, weil die WM nicht zu ihnen, sondern nach Katar ging.” Der ehemalige FIFA-Chef gab zu, dass dies nicht bestätigt wurde. “Die Geschichte wird zeigen, wie es war.” sda