Fokus auf nationalsozialistisches Gedankengut
Der Leiter der Kommission, Stadtarchivar Walter Schuster, erklärte, dass der Schwerpunkt der Ermittlungen auf nationalsozialistischem Gedankengut liege. Es sei aber auch wichtig, Menschen mit fragwürdigen, also antidemokratischen, rassistischen oder antisemitischen Gesinnungen zu identifizieren, stellte er klar. Schuster und die weiteren Vorstandsmitglieder – Cornelia Daurer vom Stadtarchiv Linz, Marcus Gräser, Leiter des Instituts für Neuere und Neueste Geschichte an der Johannes Kepler Universität Linz, Brigitte Kepplinger, Präsidentin des Vereins Schloss Hartheim, Martin Krenn, Direktor des das Archiv für Wissenschaftsgeschichte des Naturhistorischen Museums Wien sowie Cornelia Sulzbacher, Direktorin der oö. Staatsarchiv – die Namen wurden dann drei Kategorien zugeordnet.
Vier Namen in „höchster Kategorie 1“
Ausschlaggebend für die Einordnung war vor allem, wie aktiv und exponiert die namensgebenden Extrempositionen geworden sind. Experten ordnen vier Namen in Kategorie 1 ein: Komponist Hans Pfister als “überzeugter und radikaler Antisemit”, Ferdinand Porsche, der “eine zentrale Rolle in der NS-Kriegswirtschaft spielte” und “aktiv Zwangsarbeit förderte”, Entertainer Franz Resl, der als „Protagonist des NS als Vertreter des radikalen Antisemitismus“ und Bischof Johannes Maria Gföllner, der „1933 in einem Hirtenbrief den Antisemitismus predigte“, wie Schuster kurz ihre Biografie beschrieb.
Gleißner, Raab, Dinghofer oder Stelzhammer
In der nächsten Kategorie 2 mit 21 Schuldigen finden sich Namen wie Altlandeshauptmann Heinrich Gleißner, Altkanzler Julius Raab, Franz Dinghofer und Franz Stelzhammer. Ebene 3 listet 39 Personen auf, die laut Schuster „tatsächlich punktuell an der NS-Propaganda teilgenommen haben“. Das Komitee fand auch 31 verdächtige Namen, aber es war keine Diskussion notwendig, weil sie nicht den drei Stresskriterien entsprachen. Bei einer weiteren Person, Dr. Andreas Plenk, in dessen Abteilung am Leeds General Hospital während der NS-Zeit Zwangssterilisationen durchgeführt wurden, konnte keine persönliche Beteiligung nachgewiesen werden. Schuster betonte, dass die Einteilung in Kategorien von der Kommission einstimmig vorgenommen worden sei.
Die Ergebnisse sind auf über 1.800 Seiten dokumentiert
Der zweibändige Bericht ist seit Dienstag auf der Website der Stadt abrufbar. Lugers Ziel sei es, in diesem Jahr “Klarheit auf dem weiteren Weg” zu erreichen, was er auf der Pressekonferenz noch nicht prognostizieren wollte. Allerdings spekuliert er, dass „alle Fraktionen die vier Personen aus Tier 1 so problematisch sehen werden, dass von einer Umbenennung die Rede sein wird“. „Mit dieser Liste gibt es erstmals eine umfassende und wissenschaftlich aufbereitete Liste, welche Straßen unserer Stadt nach historisch belasteten Personen benannt sind. Das ist ein wichtiger Schritt in der Vergangenheitsbewältigung“, reagierte grüner Club-Präsident Helge Langer auf den Bericht. Dies sei ein “wichtiger Eckpfeiler für das weitere Vorgehen”.